Digital Detox: Brauchen wir eine digitale Entgiftung?

MYNDSET Team
5 min readJan 2, 2020

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Photo by Tyler Nix on Unsplash

Hast du schon einmal etwas von Digital Detox gehört?

Ich bin mir sicher einer deiner Kollegen, Bekannten oder Freunde hat schon einmal erwähnt dieses Wochenende Digital Detox zu machen —
er möchte also seine Zeit völlig ohne Mobiltelefon und Internet verbringen. Kurz danach hast du ihn für völlig verrückt erklärt, und nur einige Minuten später setzten deine Schuldgefühle wie ein kalter, nasser Waschlappen in deinem Nacken ein.
Apple Bildschirmzeit hat dir nämlich letzte Woche geflüstert du hättest täglich unglaubliche 8,5 Stunden hinter Bildschirmen verbracht.

Wie viel Zeit verbringen wir hinter unseren kleinen eckigen Bildschirmen und wie viel ist davon noch gut für uns?

Es ist fast schon anmaßend, dass gerade wir uns mit diesem Thema beschäftigen möchten, da beispielsweise auch dieser Artikel digital zu dir gebracht wird. Die Menge macht das Gift, und wir hoffen natürlich, dass sich auch der Konsum von Medium Beiträgen bei dir die Waage hält.

Die Beschleunigung von Vernetzung und Informationen, die uns durch die schöne neue digitale Welt zur Verfügung steht, bringt eben nicht nur Vorteile für uns, sondern fordert auch einen hohen Preis. Nachweislich macht der ständige Konsum unserer Smartphones depressiv und destabilisiert sogar unsere Hirnchemie. Deshalb ist es umso wichtiger Pausen vom Notification Wahnsinn an unseren Smartphones einzulegen, hin zu einer bewussteren Nutzung — Digital Detox!

Wir reden häufig von Mindfulness, vom gesunden Umgang mit Digitalität und davon, wie viel Zeit man eigentlich in der digitalen Welt verbringen sollte, oder eben auch nicht. Gefahren der Konzentrationsschwäche, Unachtsamkeit, Depression und Vereinsamung der Gesellschaft werden jedoch seltener direkt angesprochen. Es gibt Apps, die dir deinen Konsum bewusst machen sollen, wie z. B. die eben genannte Bildschirmzeit von Apple die dir jede Woche ungefragt bereitgestellt wird.

Über unsere Smartphones sind wir jedoch nicht nur für unsere privaten Kontakte, sondern auch für unseren Arbeitgeber immer erreichbar — auf diese Art werden Arbeitszeiten nicht nachvollziehbar gestreckt und der Swipe zur nächsten E-Mail nicht weit.

Digital Detox in der echten Welt

#Analoged

Auch wenn in der digitalen Welt einiges normalisiert wurde, ist nichts davon normal. Es ist nicht normal Familien beim gemeinsamen Abendessen in Restaurants beim gemeinsamen Smartphone streicheln zu beobachten, oder das 2-Jährige bereits wissen wie iPads funktionieren, oder Dating wie einen Autokauf zu entpersonalisieren. Das eigene Tun wird oft nur durch die Veränderung des Kontexts absurd oder sogar deplatziert und diesen Teil der Digitalisierung möchten wir hiermit beleuchten.

In einer unserer Ideation Sessions haben wir uns intensiv mit dem Thema Digital Detox auseinandergesetzt, und unsere 4,5 Ideen zum analogisieren unseres digitalen Alltags könnt ihr hier nachlesen:

1. “Tinderlane“

Schon mal getindert? In der App bekommt man Profile von Dating willigen Profilen vorgeschlagen und kann in Sekundenschnelle durch einen links- oder rechtsswipe entscheiden, ob man diese Person interessant findet und diese kennenlernen möchte. Sofern sich beide Parteien interessant finden, hat man ein Match und kann sich kontaktieren. Aber versuchen wir das doch mal ins echte Leben zu übertragen — Wie sieht das aus wenn wir unsere Dating willigen Probanden auf zwei aneinander vorbeifahrenden Rolltreppen platzieren und diese ihr gegenüber ins Gesicht sehen während sie ihr ❌-Schild für Nein danke, oder ✅ -Bitte melde dich Schild in die Höhe halten? Wie viel Anonymität verträgt Dating eigentlich, und wie fühlt sich das an, das Linksswipe in der echten Welt an?

2. “Smombie”

Schon mal einen Shooter wie Counter Strike ausprobiert? Als Pendant in der echten Welt gibt es hierzu ebenso schmerzfreien Laser Tag in fast allen größeren Städten weltweit. Warum wir diese spannenden Turniere samt Leaderboard, Map und Location Tracking noch nicht auf live Twitch sehen, ist mir persönlich ein Rätsel! Mit GoPros und Infrarot Kameras in der Halle, könnte jede Live Übertragung durch verschiedene Perspektiven bereichert werden. Kill Feed, Leaderboard und Achievements bieten die Betreiber der Lasertagarenas ohnehin schon, also warum nicht auch auf Twitch?! Natürlich wäre es ideal, wenn der Sport, den man im Laser Tag treibt, sich positiv auf die Shooter in der digitalen Welt auswirkt, (Cosmetics, Achievements etc.) aber für den Anfang, wäre es unglaublich spannend sich die Fights einfach mal live ansehen zu können.

3. „Twittasäule”

Kennt ihr noch die Litfaßsäulen? Das sind die runden Betonzylinder auf der Straße, die mit allen möglichen Postern und Werbung beklebt wurden. Bevor wir Werbung, Gedanken oder Protest online auf Twitter und Co teilen konnten, wurden diese auf Englisch „Posts“ häufig von Privatpersonen mit diesen Inhalten beklebt. Heute schenkt kaum einer diesen ästhetisch eher unbedeutenden Klötzen noch Beachtung, da dort wo sich eben jene Säulen befinden (Bushaltestelle, Ampel etc.) meist ein Smartphone mit Entertainment unserer Wahl zur Verfügung steht. Aber was wäre, wenn ausschließlich wir bestimmen können, was sich auf diesen Säulen befindet, und wir jeweils zu bestimmten Themen in festgelegten Zeiträumen mitwirken dürften? Beispielsweise mit Polaroids oder geschriebenem Wort — ein echter Post eben ;-) Wie sich ein Internettroll in dieser Variante in Szene setzt, wäre echtes Entertainmentkino!

4. “Reco-Man”

Amazon und so ziemlich jeder E-Commerce Webshops basiert auf Recommendations (“Andere haben auch Bananen gekauft”) und Bewertungssystemen. Stellt euch vor, man würde genau das im Supermarkt machen: Einfach Menschen, die gerade beim Einkaufen sind, ungefragt den Schweizer Käse zum Cabernet Sauvignons dazu empfehlen, und das wohlgemerkt als echte Person und das nach jedem Artikel, der im Einkaufswagen landet. Ohrstäbchen gekauft, andere kauften auch: Kondome — Ja, klingt absurd, und das ist es natürlich auch ein wenig ;-)

4 1/2 “Reco-Man“

Und was wäre, wenn wir Empfehlungen tatsächlich in den lokalen Store verpflanzen? Wer kennt das Problem nicht, man steht vor einem Regal voller gleicher Produkte, z. B. Parfüms, Deos, oder in unserem Fall Windeln und die Preise sind unterschiedlich, man weiß aber nicht, warum eigentlich und ob sich der höhere Preis lohnt. Bei den Angestellten im Laden sucht man heutzutage vergeblich nach Kompetenz — vorbei sind die Tage an dem der Job als Kassiererin noch durchschnittlich das auswendig lernen und kennen des gesamten Produktsortiments inkl. Preise beinhaltet hat. Wenn man nun als Einzelhändler stattdessen anbieten möchte die Kompetenz seiner Kunden, als Bewertungssystem in den Laden zu bringen, könnte das also durchaus einen Mehrwert für den jeweiligen Laden bieten. Angezeigt werden diese dann digital an den Preisschildchen, die gibt es schließlich heute schon. Ein Einfaches drücken eines kleinen Buttons oder ein ähnlicher Mechanismus könnten dann dazu beitragen, dass bestimmte Produkte einen größeren Absatz finden, da sie besser bewertet sind, und zwar von den eigenen Kunden.

Wie fandet ihr das Ergebnis unserer Ideation Session?

Wenn auch ihr spannende Ideen zusammen mit uns ausarbeiten wollt, meldet euch bei uns und werdet Gast in der Myndset Show Live auf Twitch zu einem Thema eurer Wahl!

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