Warum unser Schulsystem versagt und Generation Z der Beweis dafür ist

Ein neues Schulsystem muss her und zwar noch vor 2020!

MYNDSET Team
8 min readJul 23, 2019

Es ist Freitag, der 14.06.2019, 12.00 Uhr und wie immer Zeit für unsere TGIF Brownbag Ideation Session mit dem heutigen Thema: Schule!

Brownbag Ideation Session #11 Schule — Myndsetter

Photo by Nathan Dumlao on Unsplash

Da es letztes Mal so schön war, haben wir das Erfolgsrezept unser Jubiläumssession wiederholt. Und welches Thema könnte für den internationalen Gamification Experten Roman Rackwitz besser passen als das Thema „Schule“.

Roman hinterfragt gerne, ganz besonders sein Lieblingsthema Gamification & Game Thinking. Mehr über Roman, gibts es für euch → Hier!

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Never change a running system

Manchmal komme ich mir vor als hätte mich jemand in der „das haben wir schon immer so gemacht — Wüste ausgesetzt“ auf der Suche nach der Innovationsoase, in der auch nur ein kleines bisschen Fortschritt meinen Durst lindern kann. Ich weiß nicht wann die Zeit war, in der sich die Kinder auf die Schule gefreut haben. Meine Generation gehörte jedoch höchstens noch in der Grundschule dazu — das waren die 90er und was jetzt folgt ist keine stundenlange Erzählung über die guten alten Zeiten.
Zur Erinnerung: Das war die Zeit als man im Flugzeug noch rauchen durfte, Manta Manta im Kino lief und die Anti-Shock Funktion vom Discman die absolute Lachnummer war. Bereits damals hatte man, vor allem wenn man Schüler im Gymnasium war, das Gefühl, dass man eigentlich nur für die nächste Note lernt, und der Inhalt eher zweitrangig ist. Bulimie Lernen nennt man heutzutage den Trend, der die Tage der Schüler und Studenten weitesgehend ausfüllt.

Hast du etwa seit der Schulzeit schon mal das Ohm’sche Gesetz gebraucht? Also ich auch nicht, dafür ging hier aber sicherlich ein halbes Jahr Mathe ins Land, um mir heutzutage das Gefühl zu geben, dass ich dort wirklich meine teure Lebenszeit verschwendet habe.

Was Humboldt nicht wissen konnte

Das Humboldt’sche Bildungsideal mit dem Ziel Allgemeinwissen für jedermann aufzubauen mag um das Jahr 1800 gerechtfertigt gewesen sein, heutzutage überfrachten wir jedoch unsere Kinder mit Wissen dass sie niemals brauchen werden, berauben sie Ihrer Kreativität, ihrem Wissensdurst und auch Ihrer Chancengleichheit in dem öffentliche Schulen ohne Nachhilfe kaum noch nutzbar werden, für die deutsche Familien im Übrigen jährlich 3 Mrd Euro ausgeben. So ist es kein Wunder, dass die besten Schulen meist private Schulen sind, und wir als Gesellschaft die Verantwortung für unser schlechtes Bildungssystem dann übernehmen müssen, wenn Menschen durch das Raster fallen und wir irgendwann sogar Hartz4 zahlen müssen.

Ein Buchtipp an dieser Stelle — Der bekannte Philosoph Richard David Precht hat sich ausgiebig mit unserem Schulsystem in seinem Buch: Anna, die Schule und der liebe Gott: Der Verrat des Bildungssystems an unseren Kindern beschäftigt. Gehört definitiv ins Urlaubsgepäck!

Myndset — Ablauf der Methode

Aber was bedeutet eigentlich Bildungseinrichtung?

Aktuell scheint es als hätte jeder, der irgendwo Berührungspunkte mit unseren Bildungssystem hat, die Nase voll. Ob es die Eltern sind, die sich spätestens ab der zweiten Klasse wie die Hausaufgabenmanager ihrer Kinder vorkommen, oder ob es die Schüler selbst sind die einfach keinen Spaß mehr an der Schule entwickeln können oder die Lehrer, denen es trotz Ihrer Leidenschaft für Bildung und Kinder immer schwerer fällt den vorgeschrieben Stoff in noch kürzerer Zeit in unsere Kinder zu pressen.
Und dies sind nicht die Einzigen die vom Bildungsstandard unserer jüngsten Generationen genervt sind — auch die Arbeitgeber sind oft an der Grenze zur Frustration wenn es darum geht junge Menschen einzustellen, die nicht mal mehr in der Lage sind 10% von 49 EUR im Kopf auszurechnen.
Unser Bildungssystem fokussiert sich zum aktuellen Zeitpunkt nämlich nur noch auf Kompetenzen — was so viel beutetet wie: Ich kann nachschauen wie das mit den 10% geht, aber ich muss es nun wirklich nicht im Kopf ausrechnen können. Bezeugen kann ich das selbst, denn Taschenrechner ab der sechsten Klasse waren im Gymnasium für jeden Pipifax erlaubt.

Los geht es mit unserer obligatorischen Erklärung unserer Karten, um tief in die Ideenfindung mit unserem Gast Roman einzutauchen.

Unsere Karten für diese Session waren:

Visionskarte: EVERTHING CONNECTS

Technologiekarte: ARTIFICIAL INTELLIGENCE

Mindsetkarte: THE YOUNGSTER

Emotionskarten: LET’S BE CREATIVE, IMPATIENCE, GROW YOURSELF,

Präsentationskarte: SCIENCE FICTION

Die Karten zur elften Brownbag Session — Thema: Future Work

Was macht dich wirklich aus?

Am Anfang waren es Noten, und später dann Punkte, die mein junges Leben im Griff hatten. Man wurde gemessen an Dingen, die man entweder einfach nur auswendig lernen konnte, und im Idealfall natürlich an Dingen, die man auch gut verstand und für die man Begeisterung entwickeln konnte. Oft waren es die Lehrer, die den kleinen, aber bedeutenden Unterschied machten, ob ein Unterrichtsfach interessant für mich erschien oder in die unbeliebte Ecke verbannt wurde.
Ich liebte Chemie und Biologie, und war ohnehin immer eine der besten in Kunst. Meine Welt war im Ungleichgewicht, wenn ich nicht mit einer 1 oder mindestens 13 Punkte benotet wurde. Dafür war ich in den Sprachen echt eine Null — Englisch, Französisch und die deutsche Grammatik waren meine von mir erklärten Feinde. In Aufsätzen vergas ich ganze Sätze, meine Hand schien einfach nicht zum ausdauernden Schreiben gemacht. Aber wenn man mir ein weißes Blatt Papier und einen Bleistift gab, vorzugsweise vom Typ F, dann schien meine Hand nur so über das Blatt zu fliegen und ich wollte jede Kleinigkeit und jede Aussage in jeden einzelnen Strich legen und meine Kunst perfektionieren.
Aber was sagen heutzutage die ganzen 1er über mich aus? Bedeuten sie, dass ich mich zu einem bedeutenden Künstler entwickeln sollte, oder einfach nur gut in Kunstgeschichte bin? Mit wem oder was wurden meine Fähigkeiten eigentlich genau verglichen? Die standardisierten Tests in der Schule wurden geschaffen, um eine Vergleichbarkeit zu einem Standard zu schaffen — ob mich das mit meinen eigenen besonderen Fähigkeiten unterstützt oder gefördert hat, wage ich aus heutiger Sicht zu bezweifeln.

Schule — der ewige Vergleich?

Nun mag man durchaus Verständnis für ein System aufbringen, das es versucht offensichtlich zu machen, welche Person für welche Aufgaben geeignet ist. Jedoch sollte die Grundfrage vor allem sein, ob man in der heutigen Zeit nicht bessere Methoden zur Verfügung hat einen Lernfortschritt zu motivieren, und diesen anschließend auch zu kontrollieren?
Beispielsweise habe ich von einer Schule in Winterthur gehört, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Autonomie der Kinder zu fördern.
In dieser Schule haben die Kinder die Möglichkeit ihren Tag und Ihren Lerninhalt in Form von Fächern selbst zu strukturieren. Neben selbst gesetzten Lernzielen gibt es dort auch das Fach „Spielen“ welches allen Kindern zur Verfügung steht. Wenn Du jetzt große Augen bekommst und dich fragst ob dein Kind von nun an jeden Tag nur noch „spielen“ möchte, liegst du mit deiner Befürchtung völlig daneben. Der Erfahrungsbericht eines Bekannten, der seine Kinder dort auf die Schule schickt, gestaltet sich folgendermaßen:

Stell dir vor, du bist nochmals Kind und beginnst deine Woche mit der Planung welche Inhalte du in dieser Woche lernen willst. Du setzt dir selbst ein Ziel wie z.B.: “Ich möchte sechs neue Buchstaben des Alphabets lernen” und deine Lehrer werden dich hierbei unterstützen. Jeden Tag gibt es einen Erzählkreis, bei dem die Kinder erzählen was sie am Vortag gemacht haben, bis hin zum abendlichen Schlafritual. Wenn nun dein bester Freund von seinen Fortschritten im Plus und Minusrechen erzählt, und sogar schon 5 neue Buchstaben gelernt hat, du aber die letzten 2 Tage nur „Spielen“ hattest, verspürst du auf einmal Nachholbedarf. Es ist die Neugier, die geweckt wird, der Austausch mit deinen Freunden der dich anspornt, und natürlich auch ein wenig FOMO (Fear of missing out) der aus einem Kind, das man sonst etwas antreten muss, einen motivierten Lerner macht. Hier lernt man das Lernen und meistert seine Tests mit Wissen, das aus Wissbegierde angeeignet wurde.

Mich erinnert das ganze sehr an den agilen Ansatz in großen Unternehmen. Selbstorganisierte Teams, die Ihre Mission und Arbeit miteinander teilen. Der einzige Unterschied zur Schule ist hier nur, dass jeder das gleiche Produkt baut.
Das unser Schulsystem nicht mehr ganz auf der Höhe der Aktualität ist, haben wir bereits beleuchtet. Dennoch scheint es keinen kreativen Ansatz zu geben etwas grundlegendes daran zu verändern. Also haben wir uns etwas überlegt, was ohne Probleme auch in unserem heutigen Schulsystem Platz hätte, und ohne größeren Aufwand möglich wäre.

Unsere Antwort Myndsetter

Der Ansatz unserer Schulen mit dem Hintern auf einem Stuhl zu sitzen, während der Lehrer in einer Geschwindigkeit für alle Lehrstoffe aufbereitet und in einem Tempo von allem konsumiert werden soll, ist natürlich überholt. Wenn sich ein Schüler tatsächlich für etwas interessiert, wird er sich früher oder später auf YouTube oder anderen Portalen im Internet wiederfinden, und sich in dieser schier endlosen Bibliothek selbst mit Informationen (die natürlich hoffentlich ausreichend validiert sind) versorgen.
Diese Grundlegende Wissbegierde ist etwas das nach und nach in oft auch gerade in der Schule geradezu aberzogen wird.

Aber was ist es eigentlich was uns dazu bringt etwas Neues zu lernen und erfahren zu wollen?

In den ersten Schuljahren sieht man noch das Leuchten in den Augen, wenn die Sommerferien vorbei sind und die Schule endlich wieder los geht. Unsere Idee zielt darauf ab, diese Vorfreude und Wissbegier nicht einfach verstreichen zu lassen, sondern sogar befeuern. Wir möchten vor dem nächsten Schuljahr ein Event planen, welches die Grundlegenden Themen des Jahres aufgreift, und spielerisch einen Bezug zum echten Leben herstellt, und so Lust am Lernen fördert. Stellt dir du könntest als Lehrer deinen Lehrplan hochladen, und ein kluger Algorhytmus (AI) sucht dir passend zu deinem Lehrplan inspirierende Inhalte, wie z.B. YouTube Videos, Ted Talks, DIY Session, Apps, AR/VR Welten oder einfach Experimente oder Orte heraus, um eine inspirierende Introsession für das kommende Schuljahr einzuleiten.
Wir entwickeln eine Geschichte, oder einen Charakter der die Kinder auf die Reise zu den neuen Inhalten mitnimmt, sie begeistert und Ihnen an lebendigen Beispielen zeigt, wofür Beispielsweise die Inhalte in diesem Jahr Chemie eigentlich gut sind.

Wir haben beschlossen 2020 ein Event vor Schulbeginn zu machen, welches das oben genannte Konzept ins echte Leben und für die Kids einer ausgewählten Klasse ins Leben rufen möchte.
Wir möchten beweisen dass nicht das Lernen das Problem der Schulen ist, sondern vielmehr die Vermittlung des Inhalts. Wir sind Neugierig wie weit wir mit unseren Konzept kommen, welche Hindernisse es zu überwinden gilt, und werden euch auf dem Laufenden halten, wie wir unserer Idee Leben einhauchen werden!

Weitere tief gehende Gedanken zum Thema Schulsystem hat Roman auf seinem Youtube Kanal veröffentlicht und die Videos könnt ihr euch hier (en), hier (en), hier und hier anschauen.

Wenn ihr das Nächste Mal dabei sein möchtet um eine Idee zu entwickeln die einfach großartig wird, macht einfach mit jeden Freitag von 12:00–13:00 Uhr live auf Twitch, Facebook, Twitter oder Youtube und auch bald auf LinkedIn! Also für jeden was dabei.

Ablauf:

  1. 10 Min. Intro und Erklärung zu den Karten
  2. 5 Min. Thema Vorstellung
  3. 30 Min. Ideation/Ideenfindung
  4. 10 Min. Zusammenfassung
  5. Also los, schreibt uns eure Meinung entweder direkt als Kommentar, voted auf Instagram oder gerne an info@myndset.cards.

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MYNDSET Team

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